Wurzelkanalrevision – erneute Behandlung für den Zahnerhalt
Unter einer Wurzelkanalrevision versteht man die Wiederholung einer bereits durchgeführten Wurzelkanalbehandlung. Sie wird notwendig, wenn die erste Behandlung nicht den gewünschten Erfolg gebracht hat oder im Nachhinein Komplikationen wie anhaltende Schmerzen, Entzündungen oder neue Infektionen aufgetreten sind. Ziel ist es, den betroffenen Zahn trotz dieser Probleme langfristig zu erhalten.
Warum eine Wurzelkanalrevision durchgeführt wird
Das wichtigste Ziel dieser Therapieform besteht darin, Bakterien, entzündetes Gewebe und Rückstände im Wurzelkanalsystem vollständig zu entfernen. Nur wenn die Kanäle frei von Infektionen sind und eine dichte, neue Wurzelfüllung eingebracht wird, kann der Zahn wieder dauerhaft stabilisiert und vor einem erneuten Befall geschützt werden. Auf diese Weise lässt sich in vielen Fällen eine Zahnentfernung vermeiden.
Ablauf einer Wurzelkanalrevision – Schritt für Schritt
Umfassende Diagnostik
Vor Beginn der Behandlung erfolgt eine detaillierte Untersuchung. Mit Röntgenbildern oder einer 3D-DVT lassen sich Entzündungsherde, Zysten, feine Wurzelstrukturen oder Frakturen sichtbar machen. Anschließend wird das individuelle Risiko und die Erfolgsaussicht besprochen.
Entfernung des alten Füllmaterials
Das in den Kanälen vorhandene Material (z. B. Guttapercha) wird sorgfältig mechanisch, chemisch oder mit Ultraschallinstrumenten herausgelöst. Nur so entsteht Platz für eine erneute, vollständige Aufbereitung.
Reinigung und Desinfektion
Mit modernen Feilen, rotierenden Instrumenten und desinfizierenden Spüllösungen wie Natriumhypochlorit oder EDTA werden die Kanäle gründlich gesäubert. Dabei werden infiziertes Dentin, Biofilm und Bakterien entfernt.
Aufbereitung zusätzlicher Kanäle
Nicht selten bleiben bei der Erstbehandlung kleine Seitenkanäle unentdeckt. Mit Hilfe von Mikroskop oder Lupenbrille können auch feinste Strukturen erkannt und aufbereitet werden.
Medikamentöse Zwischeneinlage
Bei ausgeprägten Infektionen wird für einige Tage oder Wochen ein antibakterielles Medikament (z. B. Calciumhydroxid) in die Kanäle eingebracht, um die Desinfektion zu unterstützen.
Neue Wurzelfüllung
Nach vollständiger Reinigung erfolgt die erneute Wurzelfüllung mit biokompatiblen Materialien wie Guttapercha und Sealer. Entscheidend ist der dichte Verschluss bis zur Wurzelspitze, damit keine Keime mehr eindringen können.
Koronaler Abschluss
Um das Behandlungsergebnis zu sichern, wird der Zahn mit einer stabilen Füllung, einem Inlay oder einer Krone versorgt. So wird das Eindringen von Bakterien von oben zuverlässig verhindert.
Wann eine Revision sinnvoll ist
- anhaltende oder neu auftretende Beschwerden wie Druckgefühl oder Schmerzen,
- sichtbare Entzündungen oder Zysten im Röntgenbild,
- unzureichend dichte oder zu kurze Wurzelfüllungen,
- Perforationen oder Risse im Kanalsystem,
- vor einer geplanten prothetischen Versorgung, wenn Zweifel an der alten Wurzelbehandlung bestehen.
Erfolgsaussichten und Prognose
Die Erfolgschancen einer Revision hängen stark von der Ausgangssituation, der Anatomie des Zahns und den eingesetzten Methoden ab. Studien zeigen Erfolgsraten von etwa 60 bis 90 %. Durch den Einsatz moderner Technik – etwa Dentalmikroskope, ultraschallgestützte Instrumente und hochwirksame Spüllösungen – lässt sich die Prognose in vielen Fällen deutlich verbessern. Voraussetzung ist stets, dass der Zahn strukturell noch erhaltungswürdig ist.
Fazit
Die Wurzelkanalrevision ist ein anspruchsvoller, aber oft lohnender Eingriff, wenn eine frühere Behandlung nicht erfolgreich war. Sie ermöglicht es, einen Zahn trotz Entzündung oder Misserfolg langfristig zu erhalten und eine Entfernung zu vermeiden. Dank moderner Verfahren, präziser Diagnostik und sorgfältiger Aufbereitung bietet die Revision heute sehr gute Chancen für einen dauerhaften Behandlungserfolg.